Weniger «Stammkunden», mehr Digitalisierung und ein ganz besonderer Einsatz: So war das Jahr 2021 für die Amriswiler Feuerwehr

Thurgauer Zeitung | 23.03.2022

Wie haben eigentlich unsere Feuerwehrleute das vergangene Jahr erlebt? Kommandant Andreas Bösch und sein Vize Adrian Salvisberg sprechen über das Jahr 2021 des Amriswiler Stützpunkts.

Mit 2021 ist ein weiteres Jahr mit Corona und all seinen Herausforderungen vergangen. Die Amriswiler Feuerwehr hat das Pandemiejahr jedoch äusserst gut überstanden. «Es gab innerhalb der Feuerwehr fast keine Ansteckungen», sagt Kommandant Andreas Bösch. Dies habe vor allem an der Disziplin der Angehörigen der Feuerwehr gelegen. «Wir mussten die Leute praktisch nie dazu auffordern, die Maske aufzusetzen», sagt er. Auch das wirksame Schutzkonzept habe dazu beigetragen. «Dieses konnten wir vom letzten Jahr übernehmen», sagt Vize-Kommandant Adrian Salvisberg.

Andreas Bösch, Kommandant

Doch nicht alles lief letztes Jahr gleich ab wie im Jahr 2020: «Wir hatten viel mehr Einsätze», sagt Bösch. 65 waren es an der Zahl. «Der Schnitt beträgt etwa 50 pro Jahr.» Bei den geleisteten Einsatzstunden liesse sich hingegen kein grosser Unterschied messen. «Der Wert war vergleichbar mit dem der Vorjahre.» Dies liege daran, dass es sich letztes Jahr um viele kleinere Einsätze handelte, für die nicht alle Feuerwehrleute aufgeboten werden mussten. «Es gab auch einige, die kein einziges Mal ausrücken mussten», sagt Bösch.

Vieles läuft jetzt digital

«Wir sind mittlerweile aktiv auf den sozialen Plattformen unterwegs und unsere Leute sehen, was es für Einsätze gab», sagt Salvisberg. «Diejenigen, die kein alarmmässiges Aufgebot erhielten, haben sich dann gewundert, wie oft wir ausrücken mussten.» Auch bei der Ausbildung war man verstärkt digital unterwegs. «Um die Infos flexibler an die Leute zu bringen, mussten wir neue Kanäle finden», sagt Salvisberg. So gebe es das Jahresprogramm beispielsweise nur noch elektronisch, statt in gedruckter Form.

Adrian Salvisberg, Vize-Kommandant
Adrian Salvisberg, Vize-Kommandant

Um solchen Anforderungen auch in Zukunft gerecht zu werden, hat die Feuerwehr letztes Jahr digital aufgerüstet. «Die IT-Anpassungen im Feuerwehrzentrum waren eine grosse Herausforderung. Innerhalb kurzer Zeit mussten wir die ganze Infrastruktur umstellen», sagt Bösch. Bei der Feuerwehr sei die Digitalisierung enorm wichtig geworden. «Die Zugriffsmöglichkeiten auf Dokumente und Informationen müssen für alle unserer Mitglieder gegeben sein», so Salvisberg. «Das haben wir jetzt geschafft und es ist cool, damit zu arbeiten.»

Personell hat sich auf dem Stützpunkt nur wenig verändert. «Es gab einen Wechsel im Kommando», sagt Bösch. Daniel Eggenberger habe sich aus dem Kommando zurückgezogen. Lucien Steiger rückte für ihn nach, und zwar als «Leiter Fachausbildung». Zudem habe sich das Organigramm leicht geändert. «Es gibt keine Zugführer mehr, sondern den Leiter Pikettzug und den Leiter Fachausbildung», sagt Salvisberg. So seien die Verantwortlichkeiten klarer geregelt.

Höhepunkt 2021: Der Einsatz in Frauenfeld

Im Jahr 2021 gab es einen ganz besonderen Einsatz. «Wir mussten nach Frauenfeld ausrücken, was extrem ungewöhnlich ist», sagt Salvisberg. Grund dafür sei das neue Löschsystem Cobra, welches sich der Stützpunkt 2020 angeschafft hatte. «Dieses benötigten die Frauenfelder bei einem Silobrand und so wurden fünf von uns aufgeboten», sagt Salvisberg. «Weinfelden war bisher immer der am weitesten entfernte Einsatzort. Frauenfeld ist da noch einmal was ganz anderes.» Salvisberg ist froh über das Aufgebot:

«Ich finde es richtig, dass die verschiedenen Stützpunkte der Region stärker zusammenarbeiten.»

An einer Stelle haben die Einsätze deutlich abgenommen. Der Amriswiler Migros-Supermarkt war im Jahr 2020 noch ein echter Problemfall. Deren Brandmeldeanlagen seien zu Beginn nicht optimal platziert gewesen. So gab es deswegen mehrere Einsätze. Diese Probleme seien mittlerweile aber behoben. «Dadurch haben wir einen Stammkunden verloren», scherzt Bösch.

Noch etwas hat sich im Jahr 2021 zum Positiven gebessert: die Motivation. «Bei Kadersitzungen beträgt die Präsenz in letzter Zeit häufig hundert Prozent», sagt Bösch. «Dies liegt wohl unter anderem daran, dass wir trotz der Pandemie nicht im Bremsmodus sind», so Salvisberg. «Was wir uns vornehmen, führen wir auch durch. Dann eben mit einem angepassten Konzept.»

Ein neues Fahrzeug wird heiss erwartet

Auch in diesem Jahr wird es einige Neuerungen geben. «Am meisten freue ich mich auf das neue Pionierfahrzeug», sagt Salvisberg. Dieses werde dieses Jahr endlich ausgeliefert. Dabei handele es sich um eine grosse Werkzeugkiste. Es soll für verschiedene Einsätze technische Unterstützung bieten. «Es ist das Victorinox-Messer unter den Fahrzeugen», sagt Salvisberg.

«So etwas bringt auch immer neues Feuer in die Truppe.»

Ein weiterer wichtiger Anlass ist laut Bösch das Sommernachtsfest im Juni. Dieses findet im Schloss Hagenwil statt. «Dort werden unsere drei neuen Korporäle dann auch feierlich befördert», sagt er.