Thurgauer Samariter bildeten sich umfassend weiter

Thurgauer Zeitung | 09.05.2022

Am Samstag führte der Samariterverband Thurgau den jährlichen Weiterbildungstag der Feuerwehr-Sanitätszüge in Amriswil durch. Dabei zeigte sich schnell, dass nichts so einfach ist, wie es anfangs manchmal scheint.

Die Thurgauer Samariter bilden sich in Amriswil umfassend weiter.

Rund 100 Frauen und Männer fanden sich bereits am frühen Morgen beim Feuerwehrzentrum in Amriswil ein. Nach einigen Theorielektionen galt es, das zuvor Gelernte anzuwenden – was sich oft gar nicht als so einfach erwies.

Wichtiges Kennenlernen

Knifflig für die Organisatoren war hingegen die Aufgabe, ein Programm aufzustellen, das allen Teilnehmenden am Ende des Tages einen reellen Mehrwert geboten hatte. Dessen war sich auch Kurskommandant Andreas Zbinden aus Riedt bewusst: Er sagt:

«Für einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer ist praktisch alles neu, während andere fast so viel wissen wie die Instruktoren.»

Auszugleichen versuchte man dieses Gefälle durch bunt zusammengewürfelte Gruppen. «Wir haben dafür gesorgt, dass in der Weiterbildung nicht immer die zusammen sind, die sich eh schon bei jeder Übung treffen. Schliesslich kann es nie schaden, wenn man die anderen Sanitäterinnen und Sanitäter schon kennt, falls man mal bei einem grösseren Schadensereignis zusammenarbeiten muss», führte Zbinden weiter aus.

Die Thurgauer Samariter bilden sich in Amriswil umfassend weiter.

«Möwe» getroffen, «Mensch» ertrunken

Die verschiedenen Posten – zum Beispiel das Funken, die Pre-Triage, die Triage von Verletzten oder aber auch die Errettung aus dem Wasser – wurden von jeder Gruppe je 45 Minuten besucht, wobei vielen anzumerken war, dass sie manche Übung anfangs als einfacher einstuften, als sie es dann wirklich war. Einen sich in einem Netz befindenden Rettungsball aus Styropor 18 Meter weit zum Ertrinkenden werfen? Das sollte doch kein Problem sein! In Tat und Wahrheit schafften nicht einmal die Besten die Distanz zum Kegel auf dem Feldweg. Und das, obwohl Daniel Rinkes vom Samariterverein Kreuzlingen die Wurftechnik ganz genau erklärte.

Die Kursteilnehmenden versuchen einen Styroporball 18 Meter weit zu werfen

Dennoch: Mal wurde das Ding zu früh losgelassen, mal damit gefühlt eine in beträchtlicher Höhe fliegende Möwe abgeschossen – was dazu führte, dass die Styroporkugel ziemlich weit entfernt vom Ertrinkenden auf der imaginären Wasseroberfläche trieb. «Und dann kommt noch die Aufgeregtheit und das Wissen hinzu, dass es jetzt zählt», verdeutlichte Rinkes, dass im Ernstfall nicht nur beim Gerettet-sein-Wollenden, sondern auch beim Retter innerlich ein Ausnahmezustand herrschen dürfte.

Lieber einmal zu viel Nachfragen

Weniger Schwung in den Armen, aber im Kopf musste jeweils jene Gruppe leisten, die nach einem Brand mit Explosion und viel Rauch festlegen musste, wie man bei den Verletzten eine effiziente Triage vornimmt. Unter der Anleitung von Johannes Moeckel, seines Zeichens Notarzt beim Rettungsdienst der Spital Thurgau AG, mussten die Kursteilnehmenden zuerst selbst eine Einschätzung abgeben, bevor der Arzt binnen drei Minuten zeigt, wie eine Triage vonstattengeht. Und das geht manchen schon zu schnell. Doch auch hier gilt: «Es muss schnell gehen, aber wenn etwas nicht klar verstanden wurde, fragt nach», so der Arzt, «denn nur dann kann man dem Geretteten wirklich gut helfen.»