Thurgauer Zeitung | 06.07.2022
Die Stützpunktfeuerwehr Amriswil stellte am Montagabend mit bis zu 90 Einsatzkräften ihre Fähigkeiten unter Beweis. Die Übung diente als Standortbestimmung für das erste Halbjahr.
Dunkle Rauchschwaden steigen in den Himmel – Sirenen heulen. Mit blinkendem Blaulicht fährt der Kommandowagen vor, gefolgt vom Rüstlöschfahrzeug. Dann geht es Schlag auf Schlag: Einsatzleitung, Atemschutzfahrzeug und weitere Feuerwehrautos treffen ein. In der Industriehalle beim Landmaschinenhändler Jakob Hofer AG in Oberaach ist ein Brand ausgebrochen.
Die Übungsbeobachter beurteilen die Situation, priorisieren und geben Anweisungen. Oberstes Ziel ist es, Menschenleben zu retten. Es befinden sich noch Leute im Büro sowie in den Laden- und Lagerräumen. Durch die Rauchentwicklung in den Vorräumen sind Flucht- und Rettungswege nur noch schwer auffindbar. Was an diesem Montagabend nach einem Schreckensszenario aussieht, ist die Hauptübung der Amriswiler Stützpunktfeuerwehr.
Löschen mit Wasser, Druckluft und Schaum
Der Verkehr auf der Kreuzlingerstrasse beginnt zu stocken. Der Brandort wird mit Gittern abgesperrt und die Fahrzeuge örtlich umgeleitet. Die Feuerwehrschläuche werden ausgerollt und die Einsatzkräfte dringen mit Atemschutzgeräten ins Gebäude vor.
Statt Wasser wird im Gebäudeinnern der Brand mit CAFS-Schaum bekämpft. CAFS-Schaum besteht aus Wasser, Druckluft und Schaum. Dieser Druckluftschaum weist ein hohes Haftvermögen am zu löschenden Objekt aus und hat dadurch den besseren Löscheffekt als Wasser alleine.
Stefan Haldner ist Maschinist und bedient das Rüstlöschfahrzeug. Er achtet darauf, dass stets genügend Wasser und Druckluftschaum vorhanden sind. In einer ersten Phase können etwa 2500 Liter Wasser ab dem Rüstlöschfahrzeug bezogen werden. «Das Fahrzeug wird dann aber sofort an das Hydrantennetz angeschlossen», erklärt Haldner.
Inzwischen wurden vier verletzte Personen zum Sanitätswagen gebracht, Schwerverletzte gab es keine. Ein Mitarbeiter der Jakob Hofer AG hat versucht, mit einem Handfeuerlöscher den Brand zu bekämpfen und klagt über starken Husten und Verbrennungen an der Hand. Ein weiterer Mann hat eine Fussverletzung. Jeanine Schenk sagt:
«Wäre es ein richtiger Brandeinsatz
und keine Übung gewesen, wäre der Rettungsdienst aufgeboten worden.»
Die 32-Jährige ist stellvertretende Leiterin vom Sanitätszug der Stützpunktfeuerwehr. Sie erzählt, dass sie beruflich Expertin für Notfallpflege sei. «Ich lerne täglich so viel Neues an meinem Arbeitsplatz und gebe dieses Wissen auch gerne weiter. Ich bin mit Leib und Seele in der Feuerwehr, ich mache es einfach gerne», erzählt sie.
Feuerwehrkommandant Andreas Bösch zeigt sich nach der Hauptübung zufrieden. «Gesamthaft gesehen, ist alles gut gelaufen», äussert er sich dazu und ergänzt, dass nun noch die Nadel im Heuhaufen rausgepickt werde. Diese Übung sei eine Standortbestimmung für das erste Halbjahr gewesen. Nun werde eruiert, wo noch geübt werden muss.
105 Frauen und Männer engagieren sich in der Feuerwehr
Adrian Salvisberg, Vizekommandant der Stützpunktfeuerwehr Amriswil, stellt fest:
«Aussergewöhnlich war, dass wir Gruppen hatten, die überhaupt keinen Fehler gemacht haben.»
Die Schwierigkeit lag darin, dass es sich beim Brandobjekt um einen normalen Industriebetrieb gehandelt hat, von dem keine Gefahrenpläne vorhanden seien. Detaillierte Einsatzpläne gäbe es nur von grösseren Objekten oder von Gebäuden mit Brandmeldeanlagen.
An der Hauptübung vom Montagabend beteiligten sich zwischen 80 und 90 Einsatzkräfte. Gegenwärtig leisten 105 Frauen und Männer ihren Dienst zur Sicherheit der Bevölkerung, darunter 20 Frauen, die hauptsächlich im Sanitätszug mitmachen oder in der Fachgruppe Führungsunterstützung sind und der Einsatzleitung administrative Arbeiten abnehmen.